Klanggewaltige Weltpremiere zum Jubiläum

Das Jubiläumskonzert des Sinfonischen Blasorchesters Vorarlberg begeisterte am vergangenen Samstag, den 7. Oktober mit Gänsehaut für das Trommelfell, einer herausragenden Solistin und einer fulminanten Weltpremiere.
Das zahlreich erschienene Publikum im Feldkircher Montforthaus wurde vom Gastgeber und gleichzeitig Geburtstagskind – dem Orchester selbst – gleich zu Beginn mit Klängen umarmt: „Embracing Sounds“ aus der Feder des Dirigenten Mag. Thomas Ludescher war der klangvolle und warme Willkommensgruß der Instrumentalisten.
Gleich danach begeisterte Shirley Brill mit ihrem virtuosen, farbenreichen und emotionalen Klarinettenspiel in Aaron Coplands „Concerto for Clarinet and Orchestra“. Die charismatische Israelin entlockte ihrem Instrument die differenziertesten Klangfarben: von einer voluminösen, warmen Tiefe bis zu schwindelerregend schnellen Läufen, die scheinbar mühelos mal mit dem Orchesterklang Eins wurden, mal solistisch im Vordergrund standen.
Landeshauptmann Markus Wallner ließ es sich als langjähriger Freund des Sinfonischen Blasorchesters Vorarlberg nicht nehmen, Grußworte des Landes zu überbringen. Gleich darauf folgte der „Danse Funambulesque Op. 12“ von Jules Strens, bei dem das Orchester sich stilsicher durch die polyrhythmischen Strukturen bewegte.
Der zweite Teil wurde durch die fulminante „Candide Ouverture“ von Leonard Bernstein eröffnet. Warme, ausgewogene Klangpassagen wechselten mit ironisch-witzigen Motiven. Grundlage für das Stück ist eine satirische Novelle Voltaires, in der er einerseits Adel, Inquisition, Krieg und Sklaverei anprangert und andererseits die naive Utopie des einfachen Mannes nach einem sorglosen Leben verspottet. Moderatorin Sabrina Ellensohn führte charmant und informativ durch das Programm und leitete mit dem Grundgedanken Candides „Zurück zum Ursprung oder Besinnen auf das Wesentliche“ auch auf das Grundthema von David Maslankas „Give us this Day“ über. Der kürzlich verstorbene Komponist thematisiert darin die Aufmerksamkeit und Achtsamkeit auf den und im Augenblick. Genau das ist dem Orchester musikalisch in fantastischer Weise gelungen und spätestens bei diesen wohlig-warmen und zumal gewaltigen– jedoch stets ausgewogenen - Klängen war die Gänsehaut auf Trommelfell und dem ganzen Körper zu spüren.
A Planet’s Breath – die Welturaufführung
Als Finale dieses ganz besonderen Jubiläumskonzertes präsentierte das Orchester unter seinem künstlerischen Leiter Mag. Thomas Ludescher die Weltpremiere von „A Planet’s Breath“. Ludescher komponierte gemeinsam mit dem Bregenzerwälder Stefan Meusburger dieses Stück, welches das Live-Orchester auf der Bühne mit Videopassagen verschmelzen lässt und verwebt. Eine völlig neue Herangehensweise, die Audio- und Videoerlebnis nicht nur getrennt voneinander erlebbar macht, sondern zu einem Gesamterlebnis formt. Thema des Werkes ist zum einen der Atem als Gemeinsamkeit für alle Menschen und zum anderen die Urkulturen der Erde. Von einem austro-australischen Alphorn-Didgeridoo über armenische Duduk- und Tanzklänge bis hin zum heimischen Jodler wurden verschiedene, ganz ursprüngliche Themen dargebracht und vom Orchester weiterverarbeitet. Die Videosequenzen von Franz Kuttelwascher (Regie) und Bernd Halder (Klappeeins Medienproduktion) waren perfekt auf die Musik abgestimmt, verschmolzen mit ihr, jedoch ohne sich in den Vordergrund und vor die Musik zu drängen. Damit entstand ein einzigartiges Erlebnis, das den ganzen Saal in seinen Bann zog.
Nach dem tosenden Abschlussapplaus bedankte sich der Vorsitzende des Orchestervereins Mario Riezler im Namen aller Musiker ganz herzlich bei den Organisatoren der letzten 20 Jahre und dem Dirigenten Thomas Ludescher. Eine Geste, die zeigt, welch spezieller Klangkörper das Orchester ist und welch gemeinsame Energie darin steckt, die nicht nur in der Musik zum Ausdruck kommt. Genau diese Energie wird hoffentlich auch in den mindestens zwanzig nächsten Jahren des Orchesters zu spüren sein, in denen auch weiterhin visionäre Ideen und Konzertformate geplant sind.